Bereits am 14. Juni 2012 – nur 15 Monate nach der Entscheidung für Leipzig – konnte das Richtfest für den 35.000 Quadratmeter großen Karosseriebau gefeiert werden. Das Gebäude selbst ist derart groß, dass man – um von einem Ende zum anderen zu gelangen – besser ein Fahrrad nutzt. 288 Meter sind es in der Länge und 120 Meter in der Breite. In der Höhe gibt es nur eine Etage, aber die misst vom Boden bis zur Decke zehn Meter. Am 1. September 2012, rund 10 Wochen nach dem Richtfest, wurden bereits die ersten Anlagen für den in einer Aluminium-Metall-Mischbauweise gefertigten Macan installiert – damit wurden auch die ersten der 387 Roboter – überwiegend vom deutschen Spezialisten Kuka – im Karosseriebau eingebaut.
Flächenbausteine regeln die Aufteilung. Wo welche Karosserieteile zusammengefügt werden, ergibt sich aus den zuvor platzierten Flächenbausteinen. Christoph Beerhalter: „Wenn Sie ein Auto zusammenbauen, hat man dabei immer eine gewisse Reihenfolge. Sprich: Ich fertige die Bodengruppe, dann folgen die Seitenteile und das Dach, anschließend kommen die Türen und Hauben ins Spiel und schon ist, stark vereinfacht ausgedrückt, die Karosserie fertig.“ Beerhalter ergänzt: „Wenn ich genau weiß, wie das Fahrzeug aussieht, welche Einzelteile es hat, wie es genau konstruiert ist, welche Herausforderungen es gibt, dann kann ich die Anlage exakt planen. Beispiel Unterbau: Ich weiß, er besteht aus einer definierten Anzahl von Baugruppen, die wiederum aus ebenso exakt definierten Teilen entstehen, die in bestimmten Fügetechniken zusammengesetzt werden. Mitunter ergeben sich auch neue Aspekte, etwa die aufwendig konstruierte Motorhaube aus Aluminium; das ist dann noch mal eine größere Änderung in den Flächenbausteinen. Allerdings gibt es einen Änderungstrichter – und damit irgendwann immer weniger Korrekturen. Und schließlich steht die Anlage physisch in Stahl und mit allen Robotern und Rechnern fertig da.“
Die Entstehung der Lackiererei im Detail
Zweite Lackiererei von Porsche. Das größte neue Gebäude des Porsche-Werkes in Leipzig ist die Lackiererei. Sie befindet sich im südlichsten Abschnitt der Fabrik, direkt neben dem Karosseriebau. Wie der Karosseriebau, so wurde auch die Lackiererei eigens für die Produktion des Macan gebaut. Theoretisch wie praktisch könnte hier auch jeder andere Porsche lackiert werden.
Lang wie die Boxengasse des Nürburgrings. Die Grundfläche der Lackiererei ist 20.000 Quadratmeter groß – genügend Raum, um (theoretisch) rund 6.400 Macan Stoßstange an Stoßstange zu parken. Mit 360 Metern ist die Lackiererei fast so lang wie die gesamte Boxengasse an der Start-Ziel-Geraden des Nürburgrings und 15 Meter länger als das Luxus-Passagierschiff Queen Mary 2. Breit ist das Gebäude 72 Meter, hoch 32 Meter. Der Bruttorauminhalt beträgt 650.000 Kubikmeter – auch hier könnten also alle Räumlichkeiten der neuen Hamburger Elbphilharmonie untergebracht werden. Gigantisch ist der Aufwand, die Luft im Lackierbereich zu reinigen. Dazu realisierte Porsche ein innovatives nasschemisches Verfahren, das im Obergeschoss der Lackiererei installiert wurde. In der Lackiererei werden pro Stunde 2,3 Millionen Kubikmeter Luft bewegt – das ist die 34-fache Luftmenge, die pro Stunde im nicht eben kleinen Plenarsaal des Deutschen Reichstags in Berlin zur Belüftung umgewälzt wird.
Außen- und Innenausbau parallel. „Die Größe und Komplexität der Lackiererei führte während des Baus zu einem noch anspruchsvolleren Zeitplan, als es beim Karosseriebau der Fall war. Dennoch wurde diese Terminschiene in das gesamte Zeitfenster integriert,“ so Siegfried Bülow, Chef des Porsche-Werkes Leipzig. Bülow weiter: „Wir haben es geschafft, weil das Team den Bau des Gebäudes und den Aufbau der Anlage im Inneren verzahnen konnten. Sprich: Während die Bautätigkeiten abgeschlossen wurden, haben wir bereits begonnen, erste Anlagenbereiche aufzubauen.“
Lackiererei entstand in weniger als 24 Monaten. Im Oktober 2011 – nur fünf Monate nach der Entscheidung, dass der Macan in Leipzig gefertigt werden soll – starteten bereits die Erdbauarbeiten, also das Ausschachten der Fundamente. Am 14. November begann die Bohrpfahlgründung; dabei wurden 221 Bohrpfähle bis zu 37 Meter tief mit 5.500 Kubikmeter Beton in besonders tragfähigen Bodenschichten verankert, um die Gebäudelasten in Kombination mit dem Fundament optimal zu verteilen. Denn bei aller Effizienz und Nachhaltigkeit im Betrieb der Anlage, ist das Gebäude selbst ein ganz schönes Schwergewicht: Allein die verbauten Bohrpfähle aus Stahl und der dazu benötigte Beton wiegen 13.825 Tonnen – das entspricht dem Gewicht von 36 Airbus A380 (bei der Landung). Der Rohbau der dreigeschossigen Lackiererei konnte am 19. März 2012 beginnen. Keine vier Monate später, am 4. Juli, zogen die Bauarbeiter bereits die erste Geschossdecke in neun Metern Höhe ein. Weitere vier Monate später, am 6. November, feierte Porsche das Richtfeste der Lackiererei. 40.000 Tonnen wiegen übrigens die in der Lackiererei verbauten Fertigbetonteile, 113.000 Tonnen der insgesamt verbaute Beton. Letzteres entspricht wiederum dem Landegewicht von immerhin 292 Airbus A380. Parallel startete gegen Ende der Bauphase wie skizziert der Anlagenbau im inneren des Gebäudes, so dass am 15. August 2013 die erste Macan-Karosserie in einem Test lackiert werden konnte. Zwischen dem Baustart im Oktober 2011 und der ersten lackierten Karosserie lagen damit nicht einmal 24 Monate. Eine Rekordzeit für das Errichten einer der modernsten Lackierereien der Welt.