1974 rollt der 911 Carrera RSR 2.1 Turbo als erster Rennwagen mit einem Abgasturbolader beim 24 Stunden Rennen in Le Mans an den Start. Der Hubraum des Sechszylinders im Heck ist reglementskonform („Turbo-Faktor“) auf 2.142 ccm reduziert.
Der Motor leistet zirka 500 PS (368 kW) und bewährt sich bei dem Rennen zweimal rund um die Uhr hervorragend. Der 825 Kilogramm leichte Porsche mit dem riesigen Heckflügel und den extremen Karosserieverbreiterungen für die vom 917 stammenden Hinterräder fährt auf Platz zwei – ein auf der Serie basierender Rennwagen bricht damit in die Phalanx der Rohrrahmen-Prototypen mit ihren Formel-1-Motoren ein. Der Gesamtsieg wäre möglich gewesen, denn der führende Matra steht am Sonntagmorgen mit einem Getriebeproblem in der Box. Aber zwei Topmechaniker von Porsche reparieren den Schaden in Rekordzeit und retten den Franzosen den Sieg. Hintergrund der Rettungsaktion: das Matra-Getriebe ist eine Porsche-Entwicklung.
Der 911 Carrera RSR 2.1 Turbo ist der Vorläufer der Modelle 934 und 935, die auf der Basis des straßenzugelassenen 911 Turbo (930) entwickelt werden und ab 1976 in der Marken-Weltmeisterschaft und nationalen Championaten zum Einsatz kommen. Technisch näher am straßenzugelassenen Fahrzeug liegt der 934. Das Fahrwerk entspricht wie die Aerodynamik weitgehend der Serie, wobei die Bremsanlage vom 917 stammt. Ein Turbolader verhilft dem Dreilitermotor zu gut 485 PS (357 kW). Kundenteams erreichen durch Erhöhung des Ladedrucks bald standfeste 580 PS und machen den Kampf um die GT-Europameisterschaft in der seriennahen „Gruppe 4“-Formel unter sich aus. In den USA gewinnt der 934 die TransAm.
Die „Gruppe 5“-Formel lässt weitgehendere Veränderungen am Basisfahrzeug zu, solange die ursprüngliche Silhouette erhalten bleibt. Der Rennsportwagen vom Typ 935 wird hier zum Maß der Dinge. 970 Kilogramm wiegt der anfangs rund 590 PS (434 kW) starke Rennwagen (mit 70 Kilogramm Bleiballast) mit der einzigartigen Frontpartie: Anfang 1976 stehen die Scheinwerfer noch aufrecht. Da aber das Reglement die Gestaltung der vorderen Kotflügel freistellt, entfernt Norbert Singer die Scheinwerferdome und flacht die Front ab, was die Aerodynamik im Renneinsatz verbessert. Der „Flachschnauzer“ taucht 1977 auf, die Scheinwerfer befinden sich jetzt im Bugspoiler. Porsche gewinnt mit den Werksfahrern Jacky Ickx und Jochen Mass auf Anhieb die Marken-Weltmeisterschaft 1976 und kehrt im nächsten Jahr in das Championat zurück. Jetzt mit Doppelturbolader und rund 630 PS (463 kW), holt der 935 erneut den Titel, wobei neben dem Werksteam hochprofessionelle Kundenteams erfolgreich Punkte sammeln.
Die Deutsche Rennsport-Meisterschaft wird Ende der Siebzigerjahre in zwei Divisionen für Fahrzeuge bis und über zwei Liter Hubraum ausgetragen. Porsche-Kunden gewinnen das Championat in der „großen“ Division 1977 bis 1979. Das Werk bringt 1977 in der sehr populären „kleinen“ Division versuchsweise den 935/2.0 „Baby“ mit einem 1,4 Liter-Turbomotor an den Start, der durch den „Turbofaktor“ rechnerisch knapp unter zwei Litern Hubraum bleibt. Das Triebwerk leistet 380 PS (279 kW). Die extremen Leichtbaumaßnahmen unter der Leitung von Norbert Singer sind so erfolgreich, dass das Team 25 Kilogramm Bleiballast im Vorderwagen unterbringen muss, um das geforderte Mindestgewicht von 750 Kilogramm zu erreichen. Das „Baby“ geht als leichtester je gebauter 911 in die Geschichte ein – und gewinnt den DRM-Lauf in Hockenheim mit einer halben Runde Vorsprung auf die Konkurrenz.